The Delays

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The Delays

Interview: Steve Winkler

Ich habe gehört, die Delays gibt es schon seit ca. 4 Jahren?
Greg Gilbert: Rowly, Colin und ich haben uns sogar noch früher kennengelernt, wir waren nämlich zusammen auf der Schule. Aber mit dem Einstieg von Aaron änderte sich dann unere Musik komplett, weil Aaron halt viel mit Loops arbeitet, während wir eher eine traditionelle Rockband waren. Ich würde also sagen, dass es so richtig erst 2001 losging.
Und dann wurdet ihr relativ schnell von Rough Trade unter Vertrag genommen, einem Label mit großer Vergangenheit, mit Bands wie z.B. dem The Smiths, Belle & Sebastian...
Colin Fox: Nun, das war auch sicher ein Grund dafür, das wir bei ihnen unterschrieben haben. Und aus Gesprächen mit anderen Leuten im Musikgeschäft wussten wir, dass die Leute bei Rough Trade wussten, wie man mit aufstrebenden Gitarren-Bands wie uns umgeht. Sie sind halt echte Musikfans, sie haben eine leidenschaftliche Beziehung zu Musik, etwas, was Majorfirmen so nie verstehen könnten. Das war sicher der wichtigste Grund. Und klar, wer die Smiths gesignt hat, der muss schon ein gewisses Gespür haben.
Ich war anfangs felsenfest überzeugt davon, dass ihr auch eine Frau in der Band habt, die zuzmindest die Backing Vocals singt. Ich schätze mal, dass ihr das schon häufiger gehört habt.
Greg Gilbert: Ja klar, obwohl mich das nicht weiter stört. Es ist halt eine Sache, die die Leute spaltet. Und so sollte es ja bei Rock'n'Roll und Pop auch sein, die Leute sollten eine Sache entweder lieben oder hassen. Wir bekommen schon recht extreme Reaktionen. Das war von uns allerdings nie bewusst so geplant, ich habe halt früher immer viele Sängerinnen gehört, The Mamas & The Papasgehören, was den Gesang betrifft, zu meinen liebsten Platten. Oder auch Prince, der stimmlich ja sehr feminin klingt. Aber wie gesagt, es war keine bewusste Entscheidung meinerseits, so zu klingen. Ich finde es gut, dass die Leute unsere Musik interessanter finden als irgendwelche Macho-Mucke.
Greg, hattest du irgendwann mal eine Gesangsausbildung?
Greg Gilbert: Ich habe nie Unterricht genommen, ich hatte einfach immer nur Spaß am Singen. Meine Eltern spielten in einer Band, die zu feierlichen Anlässen auftrat. Es gab also immer Musik bei uns zu Hause, es wurde ständig gesungen. Ich hab nie darüber nachgedacht, Unterricht zu nehmen. Wenn ich Songs schreibe, dann immer in einer Tonlage, die für mich eigentlich zu hoch ist. Ich weiß auch nicht warum, aber so war es halt. Ich glaube, es war Paul Heaton, der mal gesagt hat, dass sie erst ihre Lieder schreiben, und diese dann eine Note nach oben verschieben, weil sich die Songs so besser einprägen. Ich habe also gleich von Anfang an Songs geschrieben, die von der Tonlage her für mich zu hoch waren, und habe diese dann noch eine Note nach oben transponiert, um sie noch einprägsamer zu machen. Und dann muss man halt einen Gesangsstil entwickeln, mit dem man diese Songs auch wirklich singen kann. Man könnte sagen, mein Gesangsstil ist gewissermaßen das Resultat fehlerhaften Songwritings.
Ihr kommt aus Southampton an der englischen Südküste, wie ist da die Situation für junge Bands wie euch?
Colin Fox: Es gibt bei uns eine Reihe echt guter Bands, die aber alle ganz unterschiedlich klingen. Insofern hat es Southampton schwer, weil die Presse immer nach einer neue Szene sucht, die bei uns aber nicht zu finden ist, weil es halt keine Bands gibt, die sich musikalisch ähneln. Aber es gibt bei uns, wie gesagt, eine ganze Reihe guter Bands, die stilistisch ganz unterschiedliche Felder beackern.
Bei manchen euer Stücke (vor allem "long time coming") fühlte ich mich an eine Liverpooler Band erinnert, die Anfang der 90er recht erfolgreich war, nämlich Cast...
Greg Gilbert: Cast habe ich nie gehört. The LAs, aus denen Cast hervorging,hingegegen habe ich geliebt, und auch Shack, die meine Lieblingsband sind. Aber eher noch als die LAs haben mich die Stone Roses beeinflusst, die mich als Kind gewissermaßen auf Gitarrenmusik aufmerksam gemacht haben. Die Stone Roses waren ein Rieseneinfluss, gewissermaßen unsere Beatles.
Was hat es mit dem Albumtitel "faded seaside glory" auf sich?
Greg Gilbert: Rowlys ist irgendwann von Manchester nach Southampton gezogen, aber meine Familie und die von Colin wohnen schon seit Generationen in Southampton. Southampton ist eine Hafenstadt, früher gab es bei uns eine blühende Industrie, die aber in den Jahren den Bach runtergegangen ist, und mit dieser auch die Identität der Stadt. In gewisser Weise ist Southamptons Entwicklung symptomatisch für Großbritannien, die kleinen Küstenstädtchen sterben, weil sie kitschig sind nicht sehr hip. Aber in diesen existieren halt auch immer noch diese kleinen Enklaven, wo es Ballsäle aus den 50ern gibt, wo früher unsere Großeltern getanzt haben, wenn sie im Urlaub waren, Orte wie Blackpool halt. Und wenn man die Bedeutung etwas weiter fassen will, dann meint der Albumtitel halt, dass England nicht mehr das Land ist, dass es einmal war. Ich meine das durchaus positiv, England ist jetzt weltoffener, es leben die verschiedensten Menschen dort, aber diese alte, "englische" Lebensart stirbt halt aus, geht verloren. Es ist jetzt halt eine neue Generation, die England prägt.
Greg, wovon handeln deine Texte eigentlich?
Greg Gilbert: Bei mir zu Hause ist immer etwas los, es sind ständig 10, 20 Leute da, jeden Tag. Als Kind war das für mich echt problematisch, weil man z.B. kein Tagebuch führen konnte ohne das jemand darin las. Oder man konnte auch keine Pornoheft haben, weil das definitiv von irgend jemandem gefunden wurde. Daher sind meine Texte alle kodiert, jeder Text hat seine Bedeutung, es gibt Anspielungen, weil ich halt immer etwas zu schüchtern bin, um Sachen direkt anzusprechen. Außerdem denke ich, dass sich die Leute besser in die Texte hineinversetzen können, wenn diese nicht so konkret, sondern eher etwas allgemeiner sind.
Wie sieht eigentlich euer Publikum aus, ich schätze mal, zu euren Konzerten kommen überdurchschnittlich viele Frauen?
Colin Fox: Nun, es kommen die verschiedensten Leute zu unseren Konzerten, aber auf unserer letzten UK-Tour habe ich auch bemerkt, dass eine ziemlich stattliche Zahl junger Damen anwesend war.
Greg Gilbert: Wir wollen auf keine Fall eine Macho-Band sein, insofern ist uns der Eindruck, den wir vermitteln, alles andere als peinlich oder unangenehm. Wir machen das, was uns gefällt, eagl wie obskur oder feminin das anderen auch erscheinen mag. Und das macht uns, zu einem gewissen Grad, sogar attraktiv, denke ich.


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